Nordholte

Nordholte – am alten Handelsweg

Nordholte ist der nördliche Ortsteil unserer Gemeinde. Kommt der Name vom „Nördlichen Holz“, also dem Gebiet welches nördlich der Ansiedlungen am Ochsenberg, und den Ansiedlungen in Ruten, Espel und Rentrup liegt ?
In früheren Jahren (1278/79) wurde dieser Ortsteil unter dem Namen „Valderen“, das heißt „Waldungen“, erwähnt. Somit ist sicher, dass die Ortsteilbezeichnung mit dem früheren Baumbewuchs dieses Gebietes in einen Zusammenhang zu bringen ist.
Der Ortsteil zieht sich vom Esch bis in den Bruch über ca. 3 km hin. Begrenzt im Osten von etwa der Gerstener Straße und der Bawinkler Straße im Westen. Bis in die Zeit der Markenteilung soll sich die Gemarkung bis an den Ortskern von Bawinkel erstreckt haben.
Außer dem Esch zur Ortsmitte, gibt es in Nordholte kein weiteres Eschland, dass deutet darauf hin, dass in früherer Zeit nur der Eschrand besiedelt war. Die vielen Kämpe weisen weiter darauf hin, dass früh damit begonnen wurde, weiteres Ackerland für die Höfe zu gewinnen. Kämpenamen sind:
Feldkamp – hinter Lügermann
Kamp – vor Thiering
Steinkamp – hinter Uhlmann
Engelbertz Kamp – an der Feldstraße
Hahnenkamp – bei Barke (nach dem Brinksitzer Hahnen benannt).
Hüttenkamp – Hinter der Siedlung Sandkuhle
Lohekamp – (lo – Lichtung im Gehölz)

Von der früheren Bewaldung des Ortsteils Nordholte ist wenig übrig geblieben. Eine zusammenhängende Fläche von etwa 180 ha, die Holtkämpe, etwa in der Mitte dieses Ortsteils besteht zur Zeit noch und wurde in den Jahren 1952/55 zum größten Teil neu bepflanzt und aufgeforstet. Da der Boden in diesem Gebiet leicht hügelig ist, nannten es unsere Vorfahren Bulkesberge (Bulkes – von Hügel) oder aber auch Wulfkesberge (Wulf – von Wolf). Auch dieses wird zutreffen, da noch nach 1600 in der hiesigen Gegend Wölfe geschossen worden sind. Im Übrigen war und ist dieses Gebiet bis in die heutige Zeit als sehr Wildreich bekannt.
Das sich die Natur in unserem Ortsteil, südlich der Holtkämpe, nicht nur während der Flurbereinigung in den 50er und 60er Jahren verändert hat, bestätigt eine Aussage meiner Großmutter Theresia Lullmann, die des öfteren erzählte, dass die „Steinkämpe“ zwischen Uhlmann, Feldker, Knoop und Hermeling in ihrer Jugend noch Heideland gewesen sind.
An der Brookstraße, also der Straße in den Bruch, war bis zur schon erwähnten Flurbereinigung, in Höhe der jetzigen Siedlung Koldehoff, eine Lehmkuhle. Hier haben sich die Langener und Bawinkler Bürger über Generationen mit dem notwendigen Lehm versorgt. Da der Weg mitten durch die entstandenen Lehmkuhlen führte, hatte man immer das Gefühl, durch ein Sumpfgelände zu fahren, da diese, sowie auch der Weg Sommers wie Winters fast immer unter Wasser standen.
Hinter den Holtkämpen, also im Norden, ist ein kleines Naturreservat erhalten geblieben, das „Kleine-Witte-Fehn“. Mit ca. 8 ha ist es nicht besonders groß, aber mit etwa ¼ als Wasserfläche eine heimische Oase. Da der Teich jedoch in wasserarmen Zeiten austrocknet, ist der Bestand für die Zukunft sehr gefährdet.
Als das Witte-Fehn zur Zeit der Flurbereinigung (rundherum Entwässerung) erstmals, oder zumindest nach sehr langer Zeit austrocknete, hat man an der tiefsten Stelle Weidenkörbe voll Aale aus dem Wasser geholt.
Auch heute gibt es am Witte-Fehn noch Pflanzen, die bei uns in der Natur nur noch ganz selten zu finden sind.
Für uns Kinder war das Witte-Fehn in den Sommermonaten unsere erste Badeanstalt. Hier haben wir in einem Graben, der an der östlichen Seite von den Erwachsenen (ca. 50 m) im Wasser gegraben war, unsere ersten Schwimmversuche unternommen. Im Übrigen war das Wasser ja angenehm warm, da es ja nicht sehr tief war.
Das Witte-Fehn ist heute Naturschutzgebiet.
Ein weiteres in Nordholte gelegenes Naturschutzgebiet ist der „Deepen Brook“. Diese Fläche dürfte um die 10 ha groß sein und ist in der heutigen Form überwiegend mit Reed, Gebüsch und einem Erlenbruch bewachsen. In meiner Kindheit war der größere Anteil mit Reed bewachsen, welches im Winter für Bedachungen und andere Verwendungsarten geschnitten wurde. Da die Naturschutzbehörde den Hochwuchs der Erlen nicht beseitigen will, wird sicherlich in absehbarer Zeit dieses Gelände austrocknen. Zumal durch die Entwässerungsmaßnahmen in den 50 er Jahren der Grundstock für eine Trockenlegung erfolgt ist.
Bis zur Entwässerung und Kultivierung in der Gemeinde Langen waren in unmittelbarer Nähe, etwa hinter der heutigen Hofstelle Wiggermann, weitere drei Kölke, das sogenannte „Kaienvenn“. Das Wasser in diesen ca. 1,50 m tiefen Löchern reichte fast das ganze Jahr hindurch bis an den Rand der diese Tümpel umgebenden Wiesen. Im Sommer machten tausende von Fröschen in den Abendstunden ein Ohrenbetäubendes Konzert. Dieses Nass- und Feuchtgebiet dürfte sich in früheren Jahren bis an die Feldstraße (Straße nach Thiering) hingezogen haben, da dort auch größere Untiefen und Wasserlöcher anzutreffen waren.
Ein neuerliches, kleines Biotop hat die Gemeinde Mitte der 90er Jahre hinten im Bruch, ca. 300 m von der Bawinkler Grenze entfernt eingerichtet. Hier besteht allerdings in den Sommermonaten auch das Problem des austrocknens für die Wasserkuhle.

Die ursprüngliche Besiedelung des Ortsteils verlief ausschließlich am Rande des Esches, also zwischen Esch und beidseitig des Verkehrsweges, der Landesstraße. Davon ist heute allerdings nicht mehr viel zu sehen. Mit den Absiedlungen und den Heuerhäusern wurde weiter im Feld an Kämpen und Brüchen gesiedelt.
So wurde der Hof Thiering in den 20er Jahren vom Eschrand bei Tegeder an den jetzigen Standort angesiedelt und die letzten Aus- bzw. Umsiedlungen fanden in der Folge der Flurbereinigungsmaßnahmen in den 60er Jahren statt.

Da es sich bei der Gemeinde Langen um eine flächenmäßig große Gemeinde handelt, wurde im Jahre 1890 eine Schule in Nordholte, für die Ortsteile Sopenhook und Nordholte errichtet. In den Jahren danach, in denen ein Kirchenbau in Langen diskutiert und geplant wurde, kamen auch Vorschläge, die Kirche auf dem Ochsenberg oder auch weiter nach unten, Nähe der Landesstraße zu errichten. Da zu dieser Zeit ein Ortsmittelpunkt, wie es ihn heute gibt, nicht vorhanden war, ist dieses Ansinnen als gar nicht abwegig einzustufen. Auf jeden Fall hat der Streit um diese Planung, sowie andere, die Gemeinde betreffende Querelen später dazu geführt, dass die Nordholter sich mit ihren verbündeten Ortsteilen von der politischen Gemeinde Langen lossagen und eine eigene Gemeinde gründen wollten. Die einzigen in Langen befindlichen Gaststätten im 19.ten Jahrhundert waren im Ortsteil Nordholte.

Auch die Kirmes, die ja in früherer Zeit in einem Gemeindeleben ein jährlicher Höhepunkt war, wurde bis zum Ende der 50er Jahre in Nordholte abgehalten.
Hierrüber, über die Schulen und unsere Pfarrkirche werden wir in späteren Jahren gesondert berichten.

Über die Besiedelung in Nordholte in den letzten 100 Jahren kann man drei wesentliche Punkte nennen, die das Ortsbild doch erheblich verändert haben.Der Wegzug und die Aussiedlung mehrere Höfe und Häuser, die sich im Dreieck Overberg – Tegeder (früher Lullmann) – und Bauer (früher Engelbertz) befunden haben. Es waren:
Kahle
Möller
Manemann
Schmees – Schröder
Uhlen
Schultejan

Die Besiedlung der „Sandkuhle“ an der Gerstener Straße nach dem Kriege.Nach dem Krieg wurde dort, in einer Sandkuhle, aus der die Landwirte bei Bedarf Sand abgefahren haben, erst einmal eine Baracke aufgebaut, in der mehrere Flüchtlingsfamilien untergebracht waren.

Die Neugründung der Aussiedlerhöfe an der heutigen Brookstraße im Wege der Kultivierung und Verkoppelung der Liegenschaften Ende der 50er bis Mitte der 60er Jahre.Betroffen sind hier:
der Hof der Familie Josef Koldehoff
der Hof der Familie Alfons Haarmann
sowie der Hof der Familie Ewald Meiners