
Langen
Langen – der Ortsteil der Mitte
Zwischen Ochsenberg im Norden, der Mittelwand im Westen und dem Heitberg im Süden, liegt der heutige Mittelpunkt unserer Gemeinde. Man kann sagen, in einem Tal, das allerdings zum Westen hin in eine Niederung übergeht. Rundum sind die anderen Ortsteile der heutigen Gemeinde Langen angeordnet, die diesen Ortsteil letztendlich vor etwa einhundert Jahren zum Mittelpunkt der Gemeinde gemacht haben.
In früherer Zeit wurden die heutigen Ortsteile als Bauernschaft bezeichnet.
Wie einige andere Ortsteile, zeugt auch dieser Ortsteil von einer frühen Besiedelung. Am Südhang des Ochsenberges wurden bei der Errichtung von Häusern in der dortigen Siedlung, Reste von einem sog. Großsteingrab gefunden. Ebenso sind in der näheren Umgebung Tonkrüge und Scherben von Krügen gefunden worden. Es ist bekannt, daß schon vor 1830 das Großsteingrab zerstört wurde.
Pastor Meyer hat zur Langen folgendes ausgeführt;
Die Siedelung in Langen.
Langen ist anfänglich Ortsname für die ganze Bauernschaft und kommt bereits 870 als Langen urkundlich vor. Die Bauernschaft hat ihren Namen, wie viele Orte gleichen Namens, von der langen Ausdehnung erhalten. Langen erstreckt sich vom Faller Moor bis nach Brockhausen. Die allerdings noch weitere Ausdehnung ist die von Nord nach Süd. Der Die alte Bauerschaft erstreckt sich in dieser Richtung von fast der heutigen Kirche in Bawinkel bis zu einem Zipfel südlich der heutigen Bundesstraße 214 in Thuine. In der großen Bauernschaft haben einzelne abgelegene Teile später besondere Ortsteilnamen erhalten: Espel im Jahre 1150, Rentrup 1264, Valderen 1278 = Nordholte 1550, Soping 1556 = Sopenhook. In der Gesamtbauernschaft trägt die Ansiedlung südlich des Ochsenberges den besonderen Namen Langen. Mit diesem eigentlichen Langen beschäftigen wir uns. An der Stelle der jetzigen Höfe kann eine uralte Siedelung bestanden haben. Ein Großsteingrab hat sich am Südabhang des Ochsenberges befunden in dem früheren Frerixschen Grundstück, welches vor 1830 zerstört wurde. Ein nicht transportabler Stein ist untergegraben und soll sich noch in der Tiefe des Ackers befinden. Die Einwanderer, welche dies Grab für ihre Sippe aus den Findlingen der Eiszeit erbauten, werden ihre Wohnplätze oberhalb wie unterhalb des Ochsenberges gehabt haben und auf dem Berg ihre Äcker.
Aus der Bronzezeit (2000 – 750 vor Christus) legt heute kein Hügelgrab Zeugnis für weitere Besiedelung in Langen ab. Der Langener Esch ist Niederungsgebiet, und das wurde in der heißen Bronzezeit von Siedlern gemieden. Es ist jedoch möglich, dass Gräber dieser Zeit bei der Beackerung des Esches verschwunden sind. Dagegen ist eine Neusiedelung in Langen in der vor- und nachchristlichen Eisenzeit (550 vor bis 500 nach Christus) anzunehmen. Dieser Zeit wird das Urnengrab westlich von Wöste zu zurechnen sein, welches beim Sand abfahren entdeckt wurde. Das ist alles, was über die vorgeschichtliche Zeit über Langen zu berichten ist.
Urkundliche Nachrichten vor 1550.
Mit 800 nach Christo treten wir in die geschichtliche Zeit ein, da das Christentum im Venkigau durch die Missionszelle zu Visbeck und dessen Abt Castus eingeführt wurde. Nach einer Urkunde Ludwigs des Frommen, war 819 die Taufkirche zu Freren vorhanden. 855 wird die Missionsanstalt Visbeck geschlossen, weil ihr Dienst getan war. Die Wirkung dieser Missionsarbeit ist 870 bereits in Langen zu spüren. Ein freier Bauer der Bauerschaft hat sich in der vorhergehenden Zeit dem Kloster Werden an der Ruhr übergeben, um vom Heeresdienst frei zu werden und den Schutz und die Fürbitte des Klosters zu genießen. Das ältere Heberegister des Klosters Werden um 870 meldet uns den altdeutschen Eigennamen des freien Bauern und seine jährlichen Abgaben an das Kloster: Im Venkigau aus Langon, Egilburg gibt 12 Scheffel Roggen, 1 Scheflffel Hermalter 8 Denare Heeresschilling.
Die beiden letzten Angaben beziehen sich auf die Befreiung vom Heeresdienst, den das Kloster für den Schützling übernimmt.
In einer wenig jüngeren Liste um 890 ist auf Egilburg der Sohn Folkeri gefolgt, die Abgaben sind etwas geändert: 12 Schfl. Roggen, 12 Scheffel Gerste für die Beherbergung der Mönche, welche die Abgaben selbst einsammeln. Der Heerschilling wird nicht mehr in Geld entrichtet. Die Plünderung durch die Normannen hat die Bevölkerung arm gemacht, -sondern durch ein 1 jähriges Schaf, das 8 Denare wert war.
Wir können diesen Kloster Werden eigenen Hof in Langen noch weiter verfolgen. Er findet sich um 1150 unter den Einkünften des Werdener Oberhofs Schapen: Uebete lieferte 2 Schfl. gemälzten Roggen dorthin; 2 Krüge Honig; 2 Schweine, 1 Denar für 1 Huhn, für den Königsdienst 7 Denare. Daraus ist ersichtlich, was damals die Landwirtschaft erzeugte: Roggen steht an 1. Stelle, danach Gerste, das Mälzen des Korns für Brauerei ist bekannt, Bienenzucht wird auf den Höfen getrieben, Schweine u. Hühner werden gehalten. Die Abgabe für den Heeresdienst besteht noch fort und weist auf 870 zurück. Drei altdeutsche Vornamen wie sie von 870 – 1150 in Langen gebräuchlich waren sind so erhalten: Egilburg, Folkeri, Uobete. Hofesnamen kommen erst um 1300 auf. Die Nachforschung, welcher Hof mit diesem gemeint ist, wird unter Nordholte durchgeführt.
Auch Kloster Corvey an der Weser; dem 855 die kirchlichen Einkünfte von Visbeck zufielen, hatte ein Erbe in Langen zu eigen, von welchem eine Einkommensliste aus dem 11.Jahrhundert Kunde gibt. An den Corveyischen Haupthof in Freren ist jährlich aus Langun der Zehnte von einem Pflug zu liefern. Hier fehlt nicht nur der Name sondern auch die Höhe der Abgabe. Der betreffende Hof ist nach Zehntrecht ausgetan. Jede 10. Garbe wurde vorm Einfahren ausgesondert, später wurden die Zehnten nach dem Jahresdurchschnitt festgesetzt und das daraus anfallende Korn abgeliefert. Es handelt sich in diesem Fall um Pachtzehnten, nicht um Kirchenzehnten, wie sie nach der Bildung der Parochie Lengerich den damals vorhandenen Erben auferlegt worden sind. In Langen haben diese Kirchenzehnten 1550 noch zu entrichten, Kimman von allem Baulande, und Wiggermann den Sackzehnten mit 1 1/2 Molt Roggen, und zwar an den Herrn zu Lingen. Die urkundlichen Nachweisungen über die Kirchenzehnten in ganz Langen sind bei Espel gebracht. Wir gehen weiter in den alten Urkunden. Am 21.Oktober 1332 schenkt Graf Nikolaus von Tecklenburg Gülde und Rente, die gezogen ist aus der Mark, zur Luchte der Kerken to Lengherke up der Wallage:
ton Velde 1 Molt Roggen und 2 Pfund Wachs von der Vrundemoldesmolen, item ton Velde 1 Pfund Wachs. Unter den unterzeichneten Zeugen stehen der damalige Inhaber der Velde Grumsmühlen Dyderich de Weldighe und Dethmar, der Schulte van Langen. Für diese laufenden Abgaben an die Kirche sind Zuschläge in der Mark erteilt, in Drope und Wettrup auch für die Anlage von Brinksitzerstellen. Von Höfen in Langen sind erwähnt: die Velde Grumsmühlen und der Schultenhof.
Eine Schenkungsurkunde Hinrichs von Langen von 1480 lautet im Wortlaut: Ick Hynrich von Langen Knappe, en recht holtgreve der marke en burschap van Langen en Jutten myner echten hausfrauwen und vor alle myne kinder und erwent, hebbe overgelaten vor eine ewige memoria in de er godes besonders op den altar der ewigen Himmelsförste Joh. Baptist Evangeliste in der Kerspelkerken mit der maellüde un gemeine bur gude wyllen: 6 Schepelsat belegen up Langer Esch tüschen Langen un Espel.
Der 2. Schepel landes belegen synd tüschen lande hoerende to Suermans erve, anderseits horende to de Sule, die z. Zeit Manninck underhefft. Ein Schepel belegen up dem Halasche tüschen lande von Manninck un Slymink, um 3 Schepel up dem Hüberge tüschen lande das Quaden to Rentorpe un der Sulen, die tor tyt underhefft Slym eilert.
Noch etwas über eine Urkunde aus Stein: Aus der Zeit um 1500 wird das alte Steinkreuz herstammen, welches ursprünglich an einem Kreuzweg gestanden hat. Es ist laut der Überlieferung für einen Bauernsohn gesetzt, den sein Bruder im Zweikampf mit der Armbrust getötet hat. Der Jüngere soll zum Älteren vorher gesagt haben: Schieß wisse, ick schieße misse. Er wollte also nicht der Überlebende sein. Die Getöteten legte man an den Kreuzweg, damit kein Bauerschaftsteil dafür haftbar war. Sie wurden dort auch bestattet und ihnen ein Steinkreuz gesetzt, damit sie im Grabe Ruhe fanden. Den Angehörigen mußte das Wehrgeld gegeben werden. Dies altdeutsche Recht galt, bis Kaiser Karl V die neue Gerichtsordnung 1532 heraus gab, welche für jeden Mord die Todesstrafe vorschrieb. Deshalb gehören die alten Steinkreuze, die sich hierherum vorfinden, der Zeit vor 1530 an. Damit sind die Nachrichten über Langen aus der Zeit vor 1550 erschöpft.