Grumsmühlen/Klein Tirol

Grumsmühlen/Klein Tirol – sind ein besonderer Ortsteil

Eigentlich sind es ja 2 Ortsteile, bzw. der hier genannte Ortsteil Klein Tirol ist ein Bestandteil des Ortsteils Langen.
Beginnen wollen wir mit Grumsmühlen.
Grumsmühlen liegt im äussersten Westen der Gemeinde an den früheren Grenzen von Baccum, Brockhausen (Lingen) und Brögbern, die heute allesamt zur Stadt Lingen gehören.
In früheren Schriften wird Grumsmühlen als überwiegend nasses Gelände bezeichnet, in das die Bauern aus Langen, Baccum und Lingen ihr Vieh in die Mark trieben und somit dauernde Streitigkeiten an der Tagesordnung waren.
Grumsmühlen ist geprägt durch die Landesstraße 60, die mitten durch den Ortsteil führt und durch den Lingener Mühlenbach.
Der Mühlenbach ist auch vermutlich der Ursprung für den Namen Grumsmühlen. Nach alten mündlichen Überlieferungen soll im Bereich des heutigen Wasserwerkes, evtl. mehr zur Lingener Straße, eine Mühle gestanden haben, die ein dumpfes Getöse machte, und so laut gerummst und gegrummelt haben soll, dass dadurch dann der spätere Name Grumsmühlen entstand.
Eine andere Mitteilung zur Siedlungsgeschichte sagt, dass aus erstgenannten Urkunden der Name Vrundemoldesmolen gewesen sei.
Domkapitular Schriever vermerkt in seinen Ausführungen weiter, dass der Ortsteil sehr spät, also nach 1500 erstmals erwähnt wurde. Ob die Lage der Mühle den Erzählungen entspricht, oder an einem späteren Standort, an dem heute noch die Reste der Ölmühle zu sehen sind, kann sicherlich heute nicht mehr nachgewiesen werden. Auf jeden Fall hat es irgendwann auch eine zweite Mühle gegeben, die mit ihren Resten heute noch als Buttkemühle (Putkemühle) bekannt ist.
Grumsmühlen war ehemals eine Besitzung der Fraterherren des Klosters zu Münster. Damit wird letztendlich auch bestätigt, dass hier weit vor 1500 schon gelebt wurde. Hier wird in fast allen Beschreibungen erwähnt, dass Grumsmühlen eine “Welde” war. Die “Welde” ist ein Jagdgebiet, das auch als solches genutzt wurde. Der Hof Grumsmühlen war ein Halberbe und hatte um 1550 etwa 50 Morgen Ländereien. Wiesen, die 30 Fuder Heu einbrachten und Eichenbestände, die für 30 Schweine Mast boten. Dazu kam etliches an unkultivierten Ländereien.
Der älteste, bekannte Betreiber der Grumsmühle war die Familie des Albert Grumsmüller, der vermutlich seine Namensnennung nach der Mühle hatte. Als dann die Fraterherren des Klosters zu Münster diese Besitzung an den Aleff von Limborch verkaufte, kam diese erstmalig in adeligen Besitz. Da wir aber über das Gut Grumsmühlen zu einem späteren Zeitpunkt berichten wollen, werden wir uns nun auf den Ortsteil und den sonstigen Bewohnern beschränken. Im Jahre 1516, am 10. Mai, wurde die Grummesmeule als Grenzscheide zwischen den Gemeinden Lingen und Baccum bestimmt. Da es sich hier wie schon erwähnt um ein Grenzgebiet handelte, waren Streitereien an der Tagesordnung. Dabei ging es immer um Suddenstechen, Holzeinschlag, Viehweide oder ähnliche Lebensgrundlagen.

Eine andere Aufzeichnung berichtet folgendes;
Die Welde daselbst, die frei war, bestand aus wenig Acker, aber viel Wiesen und Wald. 1332 hatte sie Diederich de Weldige inne. 1550 Albert Grumsmüller, dann aber war sie den Fraterherren to Münster eigen.
Sie umfaßte 3 1/2 Molt Saatland, einen Garten von 4 Scheffelsaat, an Heugewachs 30 Fuder und an Eckernwachs für 50 Schweine bei voller Mast. Die Fraterherren verkauften die Welde an den Rentmeister von Limborg in Lingen. Dieser veräußerte sie wieder an den Drosten Mulert daselbst, der sich darauf ein Gutshaus baute. Um 1700 erwarb es die Familie von Böselager auf Eggermühlen, die es auch bewohnte. 1905 ging es durch Kauf an Herrn Nolte in Münster über. Schon ein paar Jahre später, im Jahre 1923 erwarb ein Sohn der Familie von Croy aus Dülmen das Anwesen.
Außer dem Gut sind in Grumsmühlen im Laufe der Zeit Neusiedlungen entstanden, nämlich die Neubauern Moss, Kämper und Lewe.
Das Beiwort in der Ortsbezeichnung Grumsmühlen wird meist auf grummen zurückgeführt, also als Bezeichnung des Geräusches, welches Mühlen verursachen. Dem widerspricht die Namensform der Urkunde von 1332 “Vrundemoldesmolen”. Sie ist nur in einer Abschrift um 1500 erhalten. Das V zu Anfang wird aus G verschrieben sein. Dann beschreibt das Beiwort die Mühle, die im Grunde durch das Wasser angetrieben wurden, also als unterschlächtige.
Auch wird erzählt, dass die Furt (Durchfahrt durch den Mühlenbach im Bereich der jetzigen Landesstraße 60) auch als Schlagbaum gedient haben soll. Der Betreiber, oder andere Bewohner der Mühle sollen für die Erhebung der Zölle verantwortlich gewesen sein.
Da der Mühlenbach überwiegend aus den Niederungsgebieten wie dem “Alten Moor”, dem “Weißen Rieden” dem zu Grumsmühlen gehörenden “Vossepohl” und anderen Niederungen sein Wasser bezieht, führt dieser immer reichlich Wasser. Wer die Gegebenheiten der Natur und der Grundstücke vor der Flurbereinigung in den sechziger Jahren kannte, weiß jedenfalls was für eine Naturlandschaft verloren gegangen ist. Der Mühlenbach verlief von der jetzigen Unterquerung der Landesstraße 60 etwa parallel zur Straße bis zu dem Weg, der zu den Höfen, rechts der Straße führte. Hier schlängelten sich Weg und Bach nebeneinander, unter Erlen, Birken und Eichen bis kurz vor dem Hof Kotte. Dabei war die Sohlentiefe des Grabens, der etwa 2 m breit war, oft nicht tiefer als 50 cm.

Pastor Meyer, der sich ja intensiv mit den Gemeinden und Ortsteilen des Kirchspiels Lengerich befasst hat, hat nachfolgendes zum Ortsteil Grumsmühlen aufgeführt:
Grumsmühlen bildet die westliche Fortsetzung der Bauernschaft Langen, wird heute noch dazu gerechnet und muss deshalb hier behandelt werden. Es ist ein Niederungsgebiet mit reichem Waldbestand. Hier gab es nur ein Gehöft, welches 1332 in der angezogenen Urkunde als Velde (veldings = offenes Land) bezeichnet wird, und dessen Inhaber der als erster örtlicher Zeuge genannte Dyderich de Weldighe gewesen sein soll. Auch die Mühle in Grumsmühlen ist erwähnt. Von der Vrundemoldenmolen ( nach heutiger Aussprache – Grundmüllermühle – Ausdruck für ein unterschlächtiges Mühlrad), erhielt die Kirche 1 Molt Roggen und 2 Pfund Wachs. Von einem Zuschlag zur Velde wird ein zweites Pfund Wachs auferlegt sein. Das ist die älteste über Grumsmühlen gefundene Nachricht.
Die Beschrivinge enthält weitere Eintragungen aus der Zeit von 1550 – 1580.
Albert Grumesmoller, eine Welde besitzt und der eigenhörig den Patres to Münster, grot synde an Saatland 3½ Molt, Garden 4 Schepel, an Heugewaß 30 Fuder, Eckernwaß für 50 Swine bei vuller Mast. Gibt seine Pächte und Schulde seinem Gutsherrn. Dem Herrn zu Lingen von einem Kämpken von dem Brockhuis, zu Martini an Wachs 2 Pfund. Dieses ist dem Rentmeister van Limborgh von den Fraterherrn zu Münster vorkofft worden und syn Sohne Herrich van Limborch hat das dem Drosten Ernst Mulert wiederumb verkofft, die dit Wass betalen soll (der nun wegen dem Verkauf, die 2 Pfund Wachs bezahlen soll). Dieser Nachtrag weist schon darauf hin, dass die Familie Grumesmoller von ihrem Besitz herunter gekommen ist, denn der neue Besitzer zahlt die Abgaben.
Die mündliche Überlieferung hat sogar die Einzelheiten aufbewahrt. Sie sind in den Bildern aus Lengerichs Geschichte veröffentlicht. Der Bericht sei kurz wiederholt.
Der Rentmeister von Limborgh beginnt nach dem Verkauf den Burgbau auf dem Hofesgrund und zieht dazu die Gebrüder Grumessmoller zu Hand- und Spanndiensten sehr stark heran. Die zornige Erregung wird bei denen so mächtig, dass sie sich des neuen Herren entledigen wollen. Bei der Rückfahrt desselben von den Bauarbeiten postieren sich die Brüder hinter zwei Brücken auf dem Weg nach Lingen mit der Armbrust. Der Erste hat gefehlt, der andere hat ihn tödlich getroffen. Sie fliehen beide nach Ostfriesland und haben so durch den Mord ihr Erbe eingebüßt. Den Ausbau des Herrschaftsbesitzes vollzog erst die Familie Mulert.
Da ich schon erwähnte, dass über das Gut später gesondert berichtet werden soll, ist damit jetzt erst einmal Schluss.
Weiter finden wir in Grumsmühlen ein Wasserwerk des „Wasserverbandes Lingener Land“, welches im Jahre 1968 gebaut wurde. Dazu gehören die Hochbehälter auf dem Windmühlenberg in Espel, zu denen das gewonnene Wasser hoch gepumpt wird. Von hier wird dann der größte Teil der Bevölkerung im Altkreis Lingen mit Trinkwasser versorgt.