
Espel
Espel – mit dem Windmühlenberg
Wenn man einen neuen Namen hört, oder über ihn etwas wissen will, fragt man sich natürlich zuerst, woher der Name kommt. Domkapitular Pastor Ludwig Schriever, der ja viel über die Niedergrafschaft Lingen, unsere Heimat, geschrieben hat, vermerkt in seinen Aufzeichnungen, daß der Name Espelo im Heberegister des Oberhofs in Schapen, der zum Kloster Werden gehörte, bereits im Jahre 1150 erwähnt wird und von Espenholz (Zitterpappel) herstammt. Das Teilwort “lo” bedeutet, eine Lichtung im Wald. Also eine Ansiedlung auf einer Waldlichtung. Hier darf man sicherlich das, was wir heute oft im Fernsehen über die Regenwaldbewohner in Südamerika sehen, als ähnliche Siedlungsart ansehen. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Schreibweise immer wieder geringfügig geändert, wie z.B. “Espell” oder heute Espel.
Betrachtet man die Lage dieses Ortsteils, der Süd – Östlich unserer heutigen Ortsmitte liegt, kann man stark vermuten, dass dies, mit dem Ortsteil Rentrup, die erste Ansiedlung in unserer Gemeinde gewesen sein dürfte. Gegenüber den anderen Ortsteilen unserer Gemeinde, werden diese auch bereits früher genannt. Natürliche Hinweise sind die nahen, alten Kultstätten wie der Tachelberg, der Windmühlenberg, der Goldberg, die Goldkuhle und die Golden Dille. Ebenso die Nähe zu den Großsteingräbern in Rentrup und Thuine. Dazu haben wir im Vorjahresheft Nr. 7 auch bereits geschrieben. Wie hat es ehemals dort ausgesehen, wo sich hinter Espel das große Waldgebiet hinzieht. Dort wo der heutige Ortsteil Espel angesiedelt ist, dürften auf dem etwas feuchterem Boden überwiegend Espenholz gestanden haben. Die weitere Landschaft dürfte eine Heidelandschaft mit viel Baumbewuchs von Eichen, Birken und Krüppelkiefern die Landschaft geprägt haben. Da in alten Schriften die Bezeichnung “Valderen” , was so viel bedeutet wie, größere bewaldete Gegenden, dieser Landstrich beschrieben wird, kann man von dieser Vermutung ausgehen. Wer von dem alten Espel noch etwas erzählen kann, der weiß auch, das Wasserkölke und kleine Bäche den Ortsteil mit geprägt haben. Im Übrigen ist, wie auch Schriever bereits vermerkt hat, der Wasserstand für Brunnenwasser, erheblich niedriger wie in den anderen Ortsteilen unserer Gemeinde. Das konnten wir sogar als Kinder feststellen, wenn wir zum Bickbeempflücken in die Wälder am Windmühlenberg gingen. Am Wegesrand hatte ein Bauer einen Brunnen gegraben, der meines Wissens 28 Ringe = 28 Meter – tief war, aber nur selten Wasser hatte.
Verbindungswege von und nach Espel waren der Weg (auch für die übrigen Langener) nach Thuine. Dieser war sicherlich für die Langener sehr wichtig, da Thuine auch schon sehr früh eine Kirche hatte. Ein anderer Weg war der sog. Kirchweg nach Lengerich, den auch die Rentruper benutzten. Ebenso gab es eine Verbindung mit der Ansiedlung in Sudderwehe. Diese wird auch schon sehr früh bestanden haben. Ein weiterer Weg führte zur heutigen Ortsmitte sowie ein anderer nach Rentrup, der weiter über Baccum nach Lingen führt. Genauso wird der Holländerweg, der wie in Rentrup direkt am Ortsteil vorbeiführt, eine wichtige Verbindung gewesen sein, da der Handel mit den Hollandgängern eine wesentliche Einnahmequelle gewesen sein dürfte. Der Weg von Langen, der heutigen Ortsmitte nach Espel wurde im Jahre 1933 befestigt. Die Espeler sind die Bergbewohner unserer Gemeinde. Mit 91 Meter über NN ist der Windmühlenberg die höchste Erhebung im Landkreis Emsland. Die Großsteingräber waren die Begräbnisstätten (Familiengräber) der umliegend wohnenden Sippen bis etwa 2000 vor Christus. Eine weitere Besonderheit sind die danach angelegten Grabhügel aus der Bronzezeit ( etwa 2000 – 1000 vor Christus). Diese wurden in einem bestimmten Abstand zu den Ansiedlungen angelegt und befinden sich wie schon früher vermerkt, mit elf Gräbern am alten Kirchweg nach Lengerich und weiteren neun Gräbern am Pascheberg (in Nähe des Hauses Schomaker), also am alten Weg nach Thuine, von dem aber mindestens zwei zerstört wurden. Hierzu sei noch erwähnt, daß diese Grabhügel unter staatlichem Schutz stehen und nicht zerstört werden dürfen. Auch das wilde Nachgraben steht unter Strafe. Eines von den zuletzt erwähnten Grabhügeln ist wesentlich größer wie die Anderen. Dieses dürfte ein Häuptlingsgrab sein. So ist auch bekannt, dass der Pascheberg (platt: Paoskeberg), früher nicht nur zum abbrennen von Osterfeuern diente, sondern von Alters her als Kultstätte benutzt wurde und in der Bronzezeit zum verbrennen der Leichen, also zur Brandbestattung genutzt wurde. Dazu muss man wissen, dass in den Grabhügeln nicht die Leichen, sondern Urnen mit der Asche der Verstorbenen beigesetzt sind. Sicherlich hat es auch an anderen Stellen in unserer Gemeinde Grabhügel gegeben. Die verschiedenen Fundorte von Urnenteilen, so auch am Ochsenberg sind Zeugnisse dieser Zeit. Von den Funden am Pascheberg soll sich auch eine Urne im Lingener Museum befinden. Auch vor dem Hof Rickermann zum Esch hin, soll sich ein Urnenfriedhof (Gräberfeld) befunden haben. Bei den vorher beschriebenen Hügelgräbern kann davon ausgegangen werden, dass diese aus gewachsenem Boden, also ganz normal auf dem Boden angelegt wurden. Das angesprochene Grabfeld bei Rickermann ist jedoch anders angerichtet und man geht davon aus, dass man hier etwa 3/4 des Bodens ausgehoben und dann über allem einen kleinen Hügel geworfen hat. Eine Anreihung der Gräber ist auch hier gegeben.
Da das Klima in der bis in die Bronzezeit in der hiesigen Gegend eher subtropisch, also wesentlich wärmer gewesen sein soll, wird in Fachmännischen Kreisen davon ausgegangen, dass die Menschen damals auf den Anhöhen wohnten und auch da (rund ums Haus) ihre Felder kultivierten. Die vorhandenen Esche, die im Mittelpunkt fast alle eine Anhöhe haben, könnten diese Theorie bestätigen.
Nach dem Absinken des Klimas wurden dann die Siedlungen in die
Niederungen, also an die Ränder der Esche, den heutigen Ortsteilen verlegt.
Der Ortsteil Espel ist rein Landwirtschaftlich geprägt und hat bis auf die frühere Windmühle auf dem Heitberge und nach deren Zusammenbruch durch die weitere Nutzung einer elektrisch betriebenen Mühle des Müllers Grelle, bis etwa 1960, keine Gewerblichen Betriebe zu vermelden. Dazu ist noch zu bemerken, dass der Windmühlenberg, wie schon der Name sagt, in alter Zeit auch schon der Standort für eine Mühle gewesen ist. Heute befinden sich auf dem Windmühlenberg die Wasser – Hochbehälter des „Wasserverbandes Lingener Land“. Von hier wird das Wasser abgegeben durch Rohrsysteme an die Bevölkerung im Altkreis Lingen. Neben den Hochbehältern befindet sich der Funkmast eines Telefonanbieters.
Der Windmühlenberg wird immer mehr zum Anlaufpunkt für Erholungssuchende. Wanderungen zum Ortsteil Sudderwehe, zum Großsteingrab bei Thuine, sowie zum Holländerpütt und in die Teufelsküche können ausgewählt werden.